Kurzüberblick: Noch ein kleines Stück auf der RN3 auf der wir noch einen kurzen Stopp am Kratersee Laguna Azul machen, bevor es das erste Mal über die chilenische Grenze in Monte Aymond geht. Wir bleiben eine Nacht auf chilenischem Boden bevor wir wieder in Argentinien einreisen. Eine kleine Fährfahrt später sind wir dann endlich auf Feuerland. Wir folgen wieder der RN3 mit einem kleinen Gravelroad-Abstecher zu einem havariertem Schiff, der Desdemona. Nach fast vier Wochen on the Road erreichen wir dann unser erstes großes Ziel: Ushuaia – die südlichste Stadt der Welt!
17. November: Auf dem Weg von Rio Gallegos zur chilenischen Grenze liegt der Kratersee Laguna Azul, den wir uns natürlich noch anschauen. Das gestaltet sich erstaunlich leicht. Die Gravelroad ist gut und zum Vulkan müssen wir nicht hoch laufen. Das Kraterloch befindet sich schon fast auf Höhe der Straße. Wir laufen also nur hin und schauen in das große Loch hinein! Der See liegt wirklich tief drin und wegen des Windes wollen wir nicht hinab laufen – es pustet heute wieder unglaublich. Also machen wir ein paar Bilder, laufen etwas am Rand entlang und sind einfach ganz fasziniert von diesem tollen Fleck Erde! Dann zieht uns aber der Hunger und die Wärme wieder in den LKW. Nach einem kurzen Restemittagessen und Vorbereitung auf die Grenze tingeln wir wieder los. Unser zweites Highlight heute: Wir beobachten eine Zorrogries-Familie mit drei goldigen Welpen am Straßenrand, die miteinander spielen – einfach zu goldig!
Monte Aymond – Grenzübergang Chile: Wir haben ja so einiges vom Grenzübergang nach Chile gehört und waren deshalb nur halb nervös und in mancherlei Hinsicht auch gut vorbereitet: Gemüse, das übrig war, haben wir zu einer Gemüsepfanne verkocht und in den Kühlschrank gestellt; Obst zu einem Obstsalat verschnippelt. Alle frischen Lebensmittel, die „zubereitet“ sind, dürfen nämlich nach Chile einreisen😅.
So vorbereitet machten wir uns also ans Grenzen: Argentinien ausbuchen war kein Problem. Am Zollhaus zuerst die Pässe und Papiere gezeigt und dann zur Aduana im gleichen Raum nur ein paar Schritte weiter. Hier haben wir das argentinische TIP abgegen und gegen einen Laufzettel eingetauscht (das hat später noch zu Verwirrung geführt 🫣). Mit dem Hinweis, in 1km in Chile alles zu zeigen, sind wir dann weitergefahrenn.
Beim chilenischen Zoll angekommen, waren wir erst einmal über die Ordnung und Sauberkeit überrascht. Und auch der Grenzübertritt war dokmentiert, und wir wussten also, dass wir drei Steps abarbeiten müssen:
Step 1 – Migration: Pässe und Fahrzeugschein zeigen und wir bekommen Stempel in den Pass, außerdem einen Laufzettel.
Step 2 – Aduana: Hier bekommt man einen Stempel auf den kleinen Zettel und ein neues TIP für das Auto.
Step 3 – Declaration: Hier füllt man brav das Einreiseformular aus und muss deklarieren, ob man etwas „Illegales“ einführt wie z. B. frische Lebensmittel, Honig etc. Wir haben mal „Ja“ angkreuzt, denn so kann man riskieren, dass bei der Kontrolle evtl. doch noch etwas gefunden wird.
Ein netter Zollbeamter hat dann unseren Wagen kontrolliert und alles für gut befunden. Außerdem wusste er noch so einiges zu erzählen und wir hörten natürlich zu und beantworteten seine Fragen. So ging die Reise dann nach gut einer Stunde auf chilenischer Seite weiter 😀.
Die ersten Meter in Chile fühlen sich nur ein bisschen anders an: Die Straße ist aus Betonplatten statt aus schlechtem Asphalt, die Gegend ebenso karg aber eher braun. Guanakos und Choique gibt es ebenfalls und auch Wind und Regen sind alte Bekannte …
Trotzdem geht die Fahrt bis zum Fährhafen Punta Delgada gut, da die Straßen ohne Löcher sind und wir fast keinen Verkehr haben. Auch müssen wir nicht lange auf das Schiff warten und sind schon in der ersten Reihe dabei, die auf die Fähre dürfen. Wir sind immer wieder fasziniert, wie viel Autos und LKW so ein Kahn fasst! Die Fahrt ist ruhig, wenn auch sehr windig, und der Kaffee für 1,50 € ganz hervorragend!
Wir fahren dann von der Fähre ab und machen unsere ersten Kilometer auf Feuerland oder „Tierra del Fuego“ und freuen uns, auf den südlichsten zu befahrenden Zipfel der Welt!
Unsere Fahrt geht bis Cerro Sombreo, einer kleinen Stadt, und nach einer kurzen Citytour beschließen wir, auf dem Parkplatz einer Hosteria stehenzubleiben – der Weg weiter zur argentinischen Grenze ist uns heute einfach zu weit. Die Kids hat es gefreut, gab es doch noch ein riesiges Gelände zu erkunden. Beim Abendessen sehen wir dann noch einen tollen Willkommensregenbogen!
18. November: Wir sind früh auf den Beinen und beim Frühstück haben wir beschlossen, wenn die Grenzerei nach Argentinien gut verläuft, wollen wir in Rio Grande nur kurz stoppen, um zu shoppen, und wenn die Stimmung gut ist, weiterzufahren. Hat geklappt 🤩
Die Fahrt war sehr ruhig, nur wenig Wind, mäßig Regen und kaum Verkehr. Die Straße, jetzt wieder die RN 3, war argentinisch gut – oft fehlt der Belag oder sie hat riesige Schlaglöcher. Die Landschaft verändert sich. Wir sehen jetzt wieder richtige Bäche und Flüsse, die sich durch die Landschaft schlängeln. Die Wiesen werden grüner und es gibt doch tatsächlich auch wieder Bäume! Zu Guanakos, Schafen und Zorrogries gesellen sich auch wieder Kühe und Pferde.
Nach Rio Grande biegen wir auf die Nebenstraße A ab. Hier haben wir auf Valdes von einem Motorradfahrer den Tipp bekommen, ein Schiffswrack an der Küste zu besichtigen – die Desdemona. Die Straße soll eine tolle Gravelroad sein.
Wir sind sehr froh, diesen Rat beherzigt zu haben, obwohl die Straße eine Sackgasse ist. Sie führt tatsächlich durch ein Waldgebiet mit Flüssen, vorbei an Estancias, grünen Kuhweiden und durch viele Viehgatter. 😅 Auch über drei Brücken müssen wir überfahren, die schmal sind, aber man darf sie bis 21t und 3,60 m Breite befahren. In der Ferne sehen wir die ersten weißen Bergspitzen. Das Thermometer sinkt bei uns auf drei Grad und wir sehen zarte Schneeflöckchen.
Auch das Schiffswrack ist die Reise wert! Die Desdemona war ein Handelsschiff, das in Hamburg gebaut wurde. Es lief 1985 an der Atlantikküste in Feuerland auf Grund.
Wir bleiben dort auf einem kleinen Campingplatz bei Silvia und Miguel stehen und genießen die selbstgemachten Empanadas.
19. November: „Es schneit, es schneit“ waren heute Morgen die ersten Worte, die ich gehört habe. Ein Blick nach draußen bestätigt die Worte 🙃 Es sieht wunderschön aus, wie die Flocken fallen, und doch bin ich froh, dass der Schnee nicht liegen bleibt!
Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir los, allerdings nur ein paar Minuten. Wir möchten gleich noch eine kleine Wanderung zum Leuchtturm machen, bevor es nach Ushuaia geht. Der Wettergott ist uns gnädig. Es weht nur ein kalter Wind, der aber auszuhalten ist. Oben angekommen erwartet uns ein schöner Blick auf das Wrack der Desdemona und Umgebung. Die Kids sind bergab nicht zu halten und rennen, was das Zeug hält. Mit frischen Klamotten im LKW sitzend, fängt der Graupelschauer an und wir fahren wieder Richtung 3. Auf Höhe Tolhuin sehen wir dann auch endlich wieder richtig grüne Bäume, fast schon Wälder. Es soll hier Biber geben, gesehen haben wir aber bisher keine. Die weißen Bergspitzen rücken näher und wir sehen viel Schnee am Straßenrand. Es geht den Paso Garibaldi hinauf – immerhin 430 m ü. NN. Er ist der einzige Autobahnpass, der es geschafft hat, die Kette der Feuerländischen Anden, den südlichen und letzten Teil der ausgedehnten Andenkette, zu überqueren. Wir haben Seitenwind und Schnee, kommen aber gut voran. Wieder hinab halten wir an einem urigen Café und essen leckeren Kuchen – für uns mit Kaffee, für die Kids mit heißer Schokolade. Draußen wird noch ein bisschen im Schnee gespielt. So gerüstet fahren wir die letzten 35 km nach Ushuaia und kommen kurze Zeit später an unserem großen/kleinen Etappenziel an – in der südlichsten Stadt der Welt 🥳 – welch Freude! Hier wollen wir ein paar Tage bleiben – die Stadt und den Nationalpark erkunden.
Heute sind wir nur ein bisschen herumgelaufen und haben erste Eindrücke gesammelt. Von unserem vermeintlich guten Parkplatz am Hafen sind wir nach dem Abendessen doch nochmal weggefahren, da hier die Jugend mit ihren Maschinen die Motoren kreischen lässt. Außerdem sind Wahlen in Argentinien und wir vermuten, die Rambla wird evtl. zur Autokorsomeile. Wir finden einen guten Platz am Flughafen mit tollem Blick auf die Berge und das Meer.
20. November: Heute haben wir, nachdem wir vom Flughafen zurück in die Stadt gefahren sind, das Museo Maritimo besucht. Im Museum, das mehrere Museen oder Ausstellungen beinhaltet und im ehemaligen Gefängniskomplex von Ushuaia untergebracht ist, erfährt man eigentlich alles über die Entstehung der Stadt. Am besten gefallen hat uns das Gefängnismuseum und auch das Antarktismuseum war toll! Danach sind wir noch durch die Stadt gebummelt und haben uns wie richtige Touris gefühlt :-). Für eine Fahrt mit dem Tren del fin del Mundo haben wir uns noch Zugtickets für Mittwoch gebucht – check :-). Die Nacht haben wir am Hafen verbracht, mit Blick auf die vielen großen Schiffe, die dort liegen. Außerdem haben wir total nette Bekanntschaft mit einem Bietigheimer gemacht, der auf Fahrt mit der Hurtigruten ist, und einem reisenden Paar aus Minden, das Frank schon in Montevideo am Hafen getroffen hat. Die beiden waren so nett und haben uns ihr tolles Fernglas für unsere weitere Reise ausgeliehen. Wir hatten nur angemerkt, dass wir nur ein Kleines dabei haben und wir hier einfach kein „Gutes“ zum Kaufen bekommen … Wahnsinn!
21. November: Bei 6° und Niesel (mit etwas Wind und gelegentlich Sonne) waren wir heute im Parque Nacional Tierra del Fuego und haben zuerst das Postamt am Ende der Welt besucht, um Postkarten einzuwerfen. Wir sind gespannt, wann sie ankommen 😅 Danach haben wir noch eine schöne Wanderung in Richtung chilenischer Grenze gemacht. Wirklich toll – der Wald ist hier ganz anders, ein bisschen wie ein Nebelwald. Forstwirtschaft oder Ähnliches gibt es nicht, und so bleibt der Wald wie er ist.
Wir biegen wieder auf die RN3 ein und fahren bis an ihr Ende bei KM 3079 (von Buenos Aires aus) – Fin del mundo - das Ende der Welt! Weiter geht es (hier mit dem Auto) einfach nicht. Wir sind schon ein bisschen stolz 😅.
Heute Abend stehen wir an dem Bahnhof des Zuges Fin del Mundo. Neben uns stehen die netten Mindener und geben uns noch ein paar Informationen zu Chile – vielen Dank noch einmal an dieser Stelle!
22. November: Heute Morgen haben wir uns doch tatsächlich einmal den Wecker gestellt :-)! Wir wollen mit dem Zug, oder besser gesagt mit der Schmalspurbahn „Tren del fin del Mundo“ fahren. Die Bahn war zwischen 1909 und 1947 ein Gefangenenzug vom Ushuaia-Gefängnis, mit dem Ziel, Materialien (Holz und Stein) für den Bau zu beschaffen. Sie fährt durch den Nationalpark Tierra del Fuego auf einem Teil der alten Route und macht einen kurzen Halt am Bahnhof La Macarena. Einem (kleinen) Wasserfall, aus dessen Schmelzwasser früher die Tanks der Dampflokomotive gefüllt wurden.
Der Ausgangsbahnhof liegt nicht mehr in der Stadt, sondern etwa 8 km westlich davon an der RN3. Los geht es um 9:30 Uhr und man soll mindestens 30 Minuten früher da sein. Da wir es keine 5 Minuten weit haben, da wir ja schon neben dem Bahnhof geparkt haben, sollte das zu machen sein.
Wir fahren pünktlich los im Zug 3 – ja, wir waren erstaunt, dass drei Züge mit Waggons fahren und es war richtig viel los! Die Fahrt durch ein Stück Nationalpark ist schön und kurzweilig. Über den Audioguide erfährt man viel über die Geschichte des Gefängnisses, das Leben in der damaligen Zeit und über Flora und Fauna im Nationalpark. Uns und den Kids hat es gut gefallen, auch wenn es sehr touristisch war.
Bei der Rückkehr auf den Parkplatz können wir eine kleine Pferdeherde beobachten und sogar mit ein paar Karotten füttern :-)
Am Nachmittag bekommen wir dann noch Besuch von Reisenden, denen wir eine ganze Weile „hinterher“ gefahren sind und tauschen uns bei Kaffee und Kuchen (gelungene Premiere im Omnia – gebacken am Mittag mit den Kids) aus. Schön war es und vielen Dank!
23. November: Wir verabschieden uns heute von Ushuaia. Ob wir sie schön finden? Wir können es gar nicht so genau sagen. Die Stadt ist hoch touristisch, mit vielen Restaurants, Bars, Cafés und Einkaufsläden. Auch gibt es viele Museen und geschichtliche/kulturelle Spots. Klein und doch irgendwie groß. Sauber in jedem Fall und viele nette Menschen. In unserem Fall nicht zu vergessen, das große Angebot an Spielplätzen 😀. Und es gibt diese schöne Landschaft mit Bergen, Meer, Wald und einem tollen Nationalpark, der zum Wandern und Ruhen einlädt.
Bei unserer Ankunft war die Stadt eher ruhig und überschaubar. Bei unserer Abreise heute lagen viele große Schiffe am Hafen (darunter auch die Aida auf Weltreise), alle Parkplätze waren voll, sodass wir mit unserem Dicken fast keinen Parkplatz gefunden hätten (wir mussten noch die Wäsche holen, einkaufen und Kinder lüften). Es herrschte ein reges Treiben mit vielen Menschen und es war sehr laut. Wir hatten überlegt, ob wir noch eine Nacht bleiben wollen und noch einmal Wandern, aber diese Fülle war uns zu viel.
((Edit: Wir haben im Nachhinein erfahren, das an diesem Wochenende rund 30.000 Menschen erwartet werden. Es findet das große Rockkonzert von "La Renga" statt, außerdem noch ein sehr großes Motorradtreffen und ein Campervantreffen statt. Weil das noch nicht reicht, lagen am Hafen noch die Aida Sol und die Hanseatic Nord vor Anker.))
Deshalb sind wir gefahren und haben statt einer Wanderung noch einen Halt am Beagle Kanal gemacht. Der Kanal ist eine natürliche Wasserstraße im Süden Feuerlands an der Südspitze Südamerikas, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Hier müssen die großen Schiffe durch, wenn sie auf Kurs Antarktis sind.
Hier stehen wir in einer kleinen Einbuchtung, windgeschützt, mit toller Aussicht und sehr viel Ruhe. Die Kids spielen im Wald und am Bach und sind happy, wir auch!
Ab morgen geht es dann Direction North :-)
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