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Argentinien - Pampa, versunkene Stadt und wilde Tiere

Aktualisiert: 7. Nov. 2023

30. Oktober - Montag: Jetzt sind wir doch wirklich schon eine Woche unterwegs. Es fühlt sich einerseits an, als wenn es gestern gewesen wäre, andererseits sind wir schon über 1000 Kilometer mit Herrn Rossi gefahren. Einen wirklichen Rhythmus haben wir auch noch nicht gefunden, aber eines gelernt: Nichts geht so schnell, wie wir es uns vornehmen. Also - Gang raus!

Die Nacht in San Antonio de Areco war stürmisch. Herr Rossi wurde durchgeschüttelt, Blitz und Donner tun ihr Übriges zum Unwohlsein. Frank hat ihn dann doch auch noch in der Nacht umgeparkt, da wir uns unter den Bäumen nicht mehr sicher fühlten. Dazu kam, dass wir gefühlt die Einzigen noch auf dem Campingplatz waren. Wo vor zwei Tagen noch der Bär steppte, war diese Nacht gähnende Leere. But, we survived! Wenn das ein Vorgeschmack auf Patagonien war, dann muss ich mich noch wärmer anziehen!

Wir sind also schon früh auf den Beinen gewesen, was eigentlich auch ganz gut war. Denn, wir mussten ja noch dringend Gas fassen. Dazu müssen wir an eine Gasabfüllstation, an der die Gas-LKWs betankt werden. Uns wurde gesagt, wir müssen entweder ganz früh dort sein oder spät - also wenn die LKWs losfahren oder wenn sie zurückkommen. Denn betankt wird von LKW zu LKW. Wir finden die Planta Gas de Areco dann ohne Weiteres und Frank kann bei strömendem Regen sich verständigen und wir werden tatsächlich ratz fatz betankt! Tolle Menschen, toller Service und günstig noch dazu!

Weiter geht es dann grob in Richtung Epecuen. Dort wollen wir eine versunkene Stadt anschauen, aber der Weg ist mit fast 500 km sehr weit für eine Etappe. Deshalb beschließen wir, das Ganze an zwei Tagen zu fahren. Wir süden uns als auf der Routa 5 ein und düsen durch die Pampa - im warsten Sinne des Wortes. Denn die fast geradlinige Strecke führt durch eine weitgehend flache, gehölzlose Graslandschaft. Die Pampa ist heute einer der am intensivsten genutzten Landwirtschaftsräume Südamerikas: Der argentinische Teil ist das größte Ackerbaugebiet Südamerikas sowie das Zentrum der Rinderzucht in Argentinien - als links Kühe, rechts Kühe, dazwischen weite Weizenfelder oder einfach nur Brachland. Alles fein umzäunt... Ob mir das gefällt, kann ich im Moment noch gar nicht sagen, ich finde es einfach öde :-)

Nach gut der Hälfte haben wir unser Etappenziel erreicht - ein kleiner Ort namens San Carlos de Bolivar. Hier stehen wir in einem riesigen Park, dem „Las Acollarades“. Das ist ein öffentlicher Ort, an dem soviel gleichzeitig passiert: es gibt einen riesigen INKLUSVEN Spielplatz (noch nie so gesehen, weder hier noch in D!), man kann Mountainbiken oder Rennradeln, auf dem See Boot fahren (nur in der Hauptsaison), joggen, Inlinern, auf die Tartanbahn und die Jugend düst mit ihren Motorrädern durch. Der Park ist mit Securities bewacht, die uns sehr freundlich empfangen. Hier stehen wir mit gutem Gefühl eine Nacht. Ob sie ruhig wird, sehen wir dann morgen :-)


31. Oktober - Dienstag: Die Nacht war wirklich ruhig und erholsam, und zu Bolivar muss man sagen, dass es eine sehr gepflegte und kultivierte Stadt ist! Kein Müll auf den Straßen, ein großes Freizeitangebot, tolle Läden, nette Menschen, nicht städtisch laut, sondern ländlich ruhig und gediegen :-) Hier hätten wir es auch noch eine Nacht ausgehalten, aber wir wollen weiter.


Von Bolivar geht es wieder auf die Ruta 65 in Richtung Epecuén, der versunkenen Stadt.

Und was gestern schon eintönig war, wird heute nicht besser - gerade Straße bis zum Horizont, links Kühe, rechts Kühe, immer mal wieder Pferde und Schafe dabei und viel Brachland. Das Wetter ist ok, der Wind kommt immer schön von vorn oder der Seite. Herr Rossi zieht seine Kilometer mit schnurrendem Motor.

Wir kommen also ohne große Hindernisse (manchmal sind wir wohl selbst ein Hindernis, wenn man es an den überholenden LKWs misst) in Epecuén an.

Die Stadt versank 1985 binnen Stunden (nachdem über Tage lang anhaltender Regen den See hat anschwellen lassen und die Lehmdämme brachen) in den Fluten und musste aufgegeben werden. Ein Wiederaufbau schien unmöglich und so versank Villa Epecuén für 25 Jahre im See, bis 2009 sich das Wasser aufgrund des Wassermangels allmählich zurückzog. Ein irgendwie schon fast mystischer Ort und es zeigt, wie gewaltig Natur sein kann! Wir sind dort gemütlich spazieren gegangen. Fürs Baden war es leider zu kalt und windig.


Danach ging es im Nachbarort Carhue auf den Campingplatz. In Epecuén wollten wir aufgrund des Windes nicht bleiben und auch haben wir keinen geeigneten Stellplatz gefunden. Noch eine Runde ins Zentrum geschlendert und viele Halloween-Kids auf der Straße gesehen, die die Geschäfte nach Süßes oder Saures gestürmt haben. Die Kids waren etwas traurig, dass sie dieses Jahr nicht mit ihren Freunden Halloween feiern konnten, wir haben es dann aber mit einer runde Süßies wieder gut gemacht ;-)

Nach einer ruhigen Nacht auf dem Campingplatz mit unkompliziertem Wasser fassen ging es weiter - die Küste ruft :-)


1. November - Mittwoch: Wir verlassen Carhue in Richtung Bahia Blanca. Das Navi sagt, 2,5 Stunden. Da wir spät loskommen, ist das eine gute Fahretappe. Und wieder sehen wir das gleiche wie die letzten beiden Tage - schnurgerade Straße, Kühe usw. Ein bisschen verändert sich die Landschaft, denn es wird karger und auch die Kühe sehen nicht mehr so wohl genäht aus. Auch einige Verendete sehen wir liegen.

Und dann, ähnlich einer Fata Morgana, sehen wir Berge?! Ein Blick in die Karte lässt uns nicht länger zweifeln - es ist eine kleine Bergkette, die Sierra de la Venta (höchster Berg der Col Tres Picos mit 1239 Metern). Welch schöner Anblick!

Kurz darauf erreichen wir auch Bahia Blanca. Hier wollten wir eigentlich mal zwei Tage auf einem schönen Campingplatz stehen (lt. GoogleMaps und IOverlander), aber dieser hat geschlossen und sieht auch wenig einladend aus. Eigentlich ist er aber geöffnet, wie uns ein Einheimischer sagt, in der Vorsaison ist nur mal jemand da und mal nicht. Uns ist das zu heikel, denn Bahia Blanca ist eine große, graue, schmutzige und laute Stadt und wir fühlen uns nicht wohl.

Auch ein weiterer Camper, der gerade angekommen ist, und eine brasilianische Familie auf Langzeitreise (@setemarestravel) wollen nicht bleiben.

Also geht die Fahrt weiter - zur Lagune La Salada. Hier wissen wir von Reisenden, dass das ein guter und schöner Platz zum Stehen ist. Wir passieren die Food Control (Fitosanitatio) an der regionalen Grenze ohne Probleme. Wir haben unsere drei Apfelschnitze gezeigt und fertig - jetzt sind wir also Patagonien! Wir kommen an der Lagune pünktlich zum Sonnenuntergang an und finden ein schönes Plätzchen am See mit Blick auf Flamingos!


2. November - Donnerstag: Eigentlich wollten wir ja am nächsten Tag weiter - ABER: Weil es uns hier so gut gefällt, weil wir die Ruhe genießen, wegen der sehr netten brasilianischen Familie (@setemartrestravel), die ebenfalls Kinder hat und sie so toll miteinander spielen, weil die Flamingos so hübsch anzusehen sind, weil die Kids die Räder auspacken wollen, weil einfach so ...

Wir bleiben also heute hier stehen und fahren erst morgen weiter. Wir sehen einen wahnsinnig tollen Sonnenuntergang und essen Schnitzel mit Kartoffelsalat - was wollen wir mehr!


3. November- Freitag: Schwupp, schon wieder ist Wochenende! Letzten Freitag waren wir noch in Zarate... Am Abend hatten wir noch ein seltsames Erlebnis: einen ‚Ghost train‘! Wir konnten es nicht glauben, als wir abends ein lautes Hupen und Rattern gehört haben. Die Gleise, die wir tags zuvor gesehen hatten, sahen irgendwie nach stillgelegter Linie aus. Aber weit gefehlt- ein Zug fuhr langsam an uns auf dem Damm vorbei. Unglaublich! Frank meinte am Nachmittag noch: Hier führt ein Trampelpfad zwischen den Gleisen direkt ins nächste Dörfchen...

Am nächsten Morgen haben wir uns dann von den fünf @sestemartravel verabschiedet und sind Richtung El Condor aufgebrochen. Die Pampa verändert sich nur wenig, es kommen ein paar mehr Schafe dazu und tatsächlich auch Nandus! Auch sehen wir wieder viele verendete Kühe auf den 'Weiden' liegen. Wir fragen uns so oder so, von was Sie sich noch ernähren...

Wir erreichen zuerst das Städtchen Viedma, das wir über eine viel zu schmale und eigentlich nicht geeignete Brücke für unseren Herrn Rossi, von Carmen de Patagones aus, erreichen. Eigentlich hätte es irgendwo eine Umleitung gegeben, die wir wohl nicht gesehen haben. Die Autofahrer, die uns entgegenkommen, fahren äußerst links und winken freundlich- uff! Im Ort füllen wir unseren Kühlschrank auf und machen eine kurze Mittagsrast. Danach geht es ohne weitere Umwege nach El Condor, besser gesagt fahren wir zuerst das "Memorial Malvinas" an.

Die Gedenkstätte erinnert an den Krieg von 1982 mit England um die Falklandinseln, den Argentinien verloren hat. Oft sieht man die Schilder 'Las Malvinas son argentinas'- die Falklandinseln gehören zu Argentinien.

Hier erhaschen wir die ersten Blicke auf die Felsensittiche, die hier die weltweit größte Kolonie bilden! Wir fahren runter an den Strand und parken am Rand der Rambla mit Blick auf die senkrechte Felswand, in der die Sittiche im Felsen brüten.

Wir können die tollen Flugkünste beobachten und die Lautstärke ist beeindruckend!

Wir spazieren am Strand und finden allerlei Schätze (Federn, tolle Muscheln, Knochen, Steine), aber auch wieder tote Seehunde und kleine Rochen- ein trauriger Anblick.

Beim Abendessen hören wir das Meer rauschen und erleben wieder einen tollen Sonnenuntergang, begleitet von Vogelschwärmen und Papageiengeschnatter. Mit Meeresrauschen schlafen wir ein...







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