Kurzüberblick: Wir kommen in Torres del Paine, dem Nationalpark an und bleiben erst einmal „vor den Toren“ stehen. Da das Wetter nicht besser wird, lassen wir den NP aus und fahren wieder über die Grenze nach Argentinien. Unser Weg führt uns nach El Calafate und den Perito Moreno-Gletscher und ins Wandermekka El Chalten.
30 November/1. Dezember 2023: Der Wind, der Wind, das himmlische Kind … Daran habe ich heute Nacht denken müssen, als der Wind uns mal wieder durchgeschüttelt hat. Der Regen, der aufs Dach prasselte, war auch vertraut. Ich weiß gar nicht, wie es immer drei von vier schaffen, dabei selig zu schlafen. Wir verlassen Puerto Natales am Mittag nach Spielplatz und Stadtrundfahrt mit Herrn Rossi und machen uns auf den Weg zum Nationalpark Torres del Paine, ein 242.000 m2 großes Naturschutzgebiet.
Die Torres del Paine sind die drei markanten Granitgipfel: Von links nach rechts sind sie als Torres D'Agostini, Torres Central und Torres Monzino bekannt. Sie erstrecken sich bis zu 2.500 Meter über dem Meeresspiegel und werden durch die Cuernos del Paine verbunden. Zu den bekannten Seen gehören Grey, Pehoé, Nordenskiöld und Sarmiento. Die Gletscher, darunter Grey, Pingo und Tyndall, gehören zum südpatagonischen Eisfeld. Außerdem beherbergt er eine vielfältige Fauna: Pumas, Guanakos, Füchse und mehr als 100 Vogelarten, wie Kondore, Caiquenes, Cachañas und Magellanspecht. Man kann wandern, segeln, Kajak fahren oder einen Ausritt machen – also eigentlich alles, was das Herz begehrt.
Und was soll ich sagen, schon die Anfahrt auf den Nationalpark ist atemberaubend. Wir fahren die alternative Route Y-290 in Richtung Porteia Serrano. Vorbei an Gletscherseen mit einer tollen türkisblauen Färbung, dazu weiße, schöne Berge im Hintergrund. Tolle blühende Pflanzen und wir hören viel Vogelgezwitscher.
Da wir erst einmal in Ruhe stehen wollen und abwarten, wie sich das Wetter entwickelt, biegen wir etwas vor dem Parkeingang links ab in Richtung der Morrena Lodge. Von dort aus auf einen langen Wiesenweg und landen dann direkt in der Idylle am Fluss Serrano.
Zwischen den Regen schiebt sich immer wieder die Sonne und auch der Wind macht hin und wieder Pause und wir haben einen wunderschönen Blick auf die Felsenburg des Cerro Paine. Wir backen Pfannkuchen, laufen am Fluß entlang und genießen die Natur. Außerdem sind wir kreativ und basteln erste Weihnachtsdeko und einen Adventskranz. Abends bekommen wir pferdigen Besuch – Natur pur und Abends eine Stille, die wir so noch nicht „gehört“ haben.
2. Dezember 2023: Ja, manchmal läuft das Reisen nicht so wie wir uns das erhoffen. Eigentlich wollten wir heute in den NP fahren und drei Tage wandern. Aber schon die letzten Tage hat sich abgezeichnet, dass das Wetter die nächsten Tage hier überhaupt nicht besser werden soll, eher mehr Regen und Wind und nochmal ein paar Grad kälter. So beschließen wir schweren Herzens, den NP Torres del Paine auszulassen.
Wir fahren also die schöne Strecke außerhalb des Parks wieder zurück, um den Lago Sarmiento herum, um uns noch die Laguna Amarga und den Wasserfall Salto Grande anzusehen. Die drei Torres glänzen weiterhin mit Abwesenheit in den Wolken. Dafür ist der Wasserfall schön anzusehen und die Fahrt hat sich schon allein wegen der Landschaft hierher gelohnt!
Eigentlich wollten wir jetzt am Lago Sarmiento schön übernachten, doch leider ist die Zufahrtsstraße durch eine Baustelle blockiert, und anders kommt man wegen der Zäune nicht hin. Also fahren wir weiter bis zum Grenzstädtchen Cerro Castillo. Dort dürfen die Kids bei Starkwind noch auf den Spielplatz und wir finden noch ein windgeschütztes Plätzchen zum Übernachten am Rande der Stadt, kurz vor einem kleinen Flüsschen. Während wir Abendessen kochen, inspiziert ein Stinktier die Gegend und wuselt dann aber doch schnell davon. Woran das jetzt nur lag?
3. Dezember 2023: Wir fahren über die Grenze am Paso Rio Don Guillermo. Die Grenzerei von Chile nach Argentinien hat super geklappt. Ein paar schöne Kilometer im Niemansland später ist man dann am kleinen Grenzposten Cancha Carrera in Argentinien angekommen. Auch hier wird schnell und unkompliziert abgewickelt, was sehr angenehm ist.
Kurz nach der Grenze haben wir dann das erste Mal die Ruta 40 berührt. Die Straße ist super gerichtet und wir können einen Zahn zulegen auf dem Weg nach El Calafate, am Lago Argentino. Wir fahren über Esperanza, die eigentlich längere Strecke, die aber asphaltiert ist, im Gegensatz zur Ruta 7, die sich in einem nicht gut geschotterten Zustand befindet.
Auf halbem Streck kommen wir am Mirador El Monito vorbei und machen bei starkem Wind, aber atemberaubender Aussicht eine Pause. Wir können drei Kondoren beobachten, die sich in der Thermik ganz elegant in die Höhe schrauben. Ein schönes Schauspiel!
In El Calafate angekommen, suchen wir unseren Stellplatz am Lago Argentino. Hier wollen wir uns mit den „Zizzis on Tour“ treffen – Reisenden, die auch mit Kindern unterwegs sind. Dank Social Media folgen wir uns schon eine Weile und freuen uns nun auf ein erstes echtes Kennenlernen. Unser Platz für die Nacht ist unscheinbar an einer (sehr wenig befahrenen) Straße, bietet aber genug Platz für unseren Dicken und, wie sich am nächsten Tag herausstellen wird, noch für ein paar andere. Die Kids haben viel Spaß beim Spielen im Wasser und „Sand“. Am Abend bekommen wir dann noch einen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen.
4. Dezember 2023: Nachdem es gestern ein herzliches Hallo mit den Zizzis und noch einer deutschen Familie am See gegeben hat, wir ausgiebig gequatscht und die Kids mit Feuereifer zusammen gespielt haben, wollen wir heute einkaufen und die Stadt etwas erkunden.
El Calafate, die aufgrund seiner Bevölkerungszahl die drittgrößte Stadt in der Provinz Santa Cruz (hinter den Städten Río Gallegos und Caleta Olivia) ist, liegt etwa 320 km nordwestlich der Provinzhauptstadt Río Gallegos und ist bekannt für seinen Nationalparks Los Glaciares mit dem Gletscher Perito Moreno. Die Stadt ist touristisch schön und entspannt. Viele Shops und Einkaufsmöglichkeiten für Camping, Bergsport und Souveniers reihen sich aneinander und an jeder Ecke gibt es etwas zu essen. Dennoch geht es ruhig und entspannt zu.
Wir erkunden das schöne Städtchen und gegen Mittag gehen wir mit den super leckeren Empanadas von „Big Pizza“ und echten Brezeln wieder an unseren Stellplatz zurück, an dem die beiden anderen Wägen auch schon wieder eingetroffen sind.
Die Kids freuen sich so sehr und finden gleich wieder toll ins Spiel. Wir Großen haben einen entspannten und sehr unterhaltsamen Nachmittag, und endlich gibt es auch das Wetter her, dass wir einen schönen Abend draußen verbringen können. Die Abendstimmung am Lago mit einem herrlichen Sonnenuntergangs-Wolken-Farbspiel ist auch wieder unbeschreiblich schön!
5. Dezember: Nachdem wir die beiden anderen Familien verabschiedet haben, gehen wir ‚DAS‘ Highlight besuchen, den Gletscher Perito Moreno. Er ist einer der größten Auslassgletscher der südamerikanischen Anden. Seine im Lago Argentino endende, kilometerbreite Gletscherzunge staut den südlichen Arm des Sees auf, welcher periodisch entleert wird.
Über Stege kommt man recht nah an den Gletscher heran. Ein wirklich einmaliges Erlebnis. Die Gletscherwände sind bis zu 70 Meter hoch und lassen die Boote, die an den Gletscher heranfahren, wie Spielzeug aussehen. Aaron meint, dass die Kajaktruppe, die sich dem Gletscher nähert, aussehen wie klitzekleine Entchen. Und wir hören den Gletscher arbeiten: Es rumpelt, knackt, und manchmal lässt es einen großen Schlag und man denkt, ein Riesenriesen Brocken geht ab. Dabei sind es nur kleinere Eisbrocken, die in den See fallen. Die vielen Gletscherspalten leuchten in allen erdenklichen Blautönen von Türkis bis zu einem tiefen Blau, das an Tinte erinnert.
Tief beeindruckt fahren wir am Abend zurück zu unserem Übernachtungsplatz in El Calafate und genießen dort eine letzte und sehr ruhige Nacht.
6. Dezember 2023: Pünktlich zum Nikolaus wird es Frühling und wir feiern den ersten Geburtstag auf Reisen. Die Sonne scheint schon zum Aufstehen und es weht ein laues Lüftchen.
Wir verlassen die Stadt in Richtung El Chalten, nachdem wir uns nochmal mit Wasser, Diesel und Lebensmitteln eingedeckt haben.
Trotz der knapp 300 Kilometer ist es nicht langweilig zu fahren. Die Ruta 40 ist in top Zustand, es gibt so gut wie keinen Verkehr und die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Manchmal haben wir ein tolles Bergpanorama. Manchmal durchziehen schroffe Hügel mit tollen Mustern die Landschaft, die mal sehr karg und dann wieder sehr grün ist. Ein Mirador kommt nach dem nächsten, und eigentlich könnte man immer wieder anhalten, um zu fotografieren. Die Sicht ist heute wirklich großartig und wir können schon von weitem die Berggruppe um den Fitz Roy sehen. Wenig später dann die 3406 Meter hohe Granitspitze selbst sowie den 3133 Meter hohen Cerro Torre, und das ist nicht selbstverständlich. Oft hängen sie tagelang in den Wolken und verstecken sich. Wir aber kommen im Wandermekka El Chalten bei bester Sicht an und treffen auf dem Platz vor der Stadt ein paar bekannte Gesichter wieder und freuen uns sehr darüber! Die Kids auch – sie legen gleich zum gemeinsamen Spielen los und dabei ist es nicht von Bedeutung, welche Sprache gesprochen wird.
7. Dezember 2023: Wandertag! Wir wandern zu 12. (drei Familien) den 10 Kilometer langen Weg zur Laguna Capri. Das Wetter spielt mit und wir haben tollen Sonnenschein und klare Sicht auf den Fitz Roy. Der Weg ist gut zu gehen und es gibt immer wieder tolle Kletterfelsen, an denen die Kids ihre Energie loswerden. An der Laguna angekommen, bewundern wir wieder das tolle Bergpanorama. Sich in der Lagune spiegelnd trohnt der rot-graue Granitberg mit seiner außergewöhnlichen Form im Gebirgsmassiv über der Szenerie. In der Sprache der Ureinwohner, der Tehuelche-Indianer, heißt er wegen der oft an der Spitze sichtbaren Wolken Chaltén, was „der Rauchende“ bedeutet.
Es wird auch eine Runde gebadet: Zuerst trauen sich zuerst die Kids ins Wasser und danach die Männer. Das Wasser ist sehr erfrischend und gibt neue Kraft für den Heimweg. Wieder im Tal angekommen, gibt es noch leckere Pizza und wir fallen müde und glücklich ins Bett. What a beautiful day.