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Unser kleines Abenteuer in der argentinischen Puna

Kurzüberblick 4. Februar - 11. Februar 2024:

Die Puna (Quechua für „hohes Land“) oder Puna: Raue Natur, Vulkanlandschaft und intensive Farben. Das steppenartige Hochland in den Anden liegt auf 3 000 bis 4 500 m und erstreckt sich über den Norden Argentiniens, Nordchile, Bolivien und Peru. Wir wollen durch einen Teil der argentinische Puna fahren und die Ökoregion kennenlernen. Von Belen geht es über Villa Vil, Antofagasta de la Sierra, Antofalla, Antofalita, Mina La Casulidad, Tolar Grande nach San Antonio des los Cobres und wir schließen dieses Abenteuer in Salta ab. Eine Woche sind wir in der argentinischen Puna unterwegs - Abenteuer und Landschaftliche Highlights inklusive!


Erste Stufe der Höhenanpassung

Wir starten unsere Puna-Runde, nachdem wir in Hualfin letzte Einkäufe erledigt haben, in Richtung Antofagasta de la Sierra. Das Dörfchen liegt schon auf 3.320 Meter und da wir dieses mal langsamer in die Höhe starten wollen, werden wir unterwegs eine Höhenanpassungs-Übernachtung einlegen. Von der Ruta 36 biegen wir auf die 43 ab und machen in Villa Vil eine Mittagspause mit Pfannkuchen. Ab hier geht es dann stetig sanft Bergauf und wir fahren durch kleinere Dörfer, entlang an grünen Tälern, auf einer fast durchweg guten Straße (10km sind guter Gravel). Nach den Dunas de la Difunta machen wir Stopp an einem kleinen Salzsee, etwas abseits der Ruta 43. Wir sind jetzt auf 3200 Metern und damit etwas Höher als geplant für unsere erste Höhenanpassung. Da es aber allen gut geht, beschließen wir, trotzdem hier unser Nachtlager aufzuschlagen. Hier oben hat es merklich abgekühlt - nach den letzten heißen Tage genießen wir das sehr. Nach dem Abendessen zieht der Wind stark an uns pfeift unserem Herrn Rossi ganz schön um die Ohren. Wir sitzen schön im Warmen und beobachten in der Ferne das Wetterleuchten.



Die Morgensonne weckt uns heute bei klarem Himmel. Die Nacht war angenehm kühl und trotz des nächtlichen Gewitters auch erholsam. Nach dem Frühstück machen sich Frank und die Kids, ausgerüstet mit einem Poporutscher auf den Weg zur nächsten Düne. Nach ein paar wenigen Übungsversuchen klappt der Wintersport ala Puna super und alle haben ihren Spaß. Auf dem Rückweg zur Base werden einmal mehr Steine, Kristalle und andere Schätze (unter anderem ein Vicŭna-Unterkiefer) gesammelt. Frank verzweifelt mittlerweile ob der Mengen derartiger Andenken und befürchtet einen abzusehenden Achsbruch am LKW … Gegen Mittag ist dann alles verstaut und wir setzen unser Puna Abenteuer gut gelaunt fort.





Die Straße ist durchgehend asphaltiert und bis auf wenige Abschnitte gut gewartet. So kommen wir komfortabel voran und haben Zeit, die Bilderbuchpanoramen auf uns wirken zu lassen. Das wir zwischendurch über die 4000er Marke kommen ist heute für keinen ein großes Problem. Vor Antofagasta sieht man überall man kleine schwarze Kegel wie Pilze aus dem Boden heraus schießen. Wir parken direkt am Rand der Lavawüste und vor dem Vulkan Antofagasta, den Frank und Aaron bis zum Kraterrand erklimmen. Von dort oben hat man einen tollen Ausblick über die unzähligen Vulkankegel sowie auf den Vulkan Alumbrera, der für die Lavawüste verantwortlich ist. Es ist ein unglaubliches Schauspiel!



Antofagasta de la Sierra und Antofalla

Wir starten am frühen Vormittag in das nur ein paar Kilometer entferne Antofagasta de la Sierra (3440 m - "das Haus der Sonne"). Am Ortseingang sehen wir große Lama-Herden und sind ganz entzückt von den kleinen Puschelfohlen! Wir wollen hier nochmal ein bisschen Vorräte aufstocken und uns Infos über die Streckenbeschaffenheit einholen. Als wir am Mittag alles erfolgreich erledigt haben, fahren wir die RP 44 in Richtung Antofalla aus dem Ort raus und freuen uns über die vielen Tiere die wir am grünen Flusslauf sehen: Schafe, Vicunas, Esel und sogar Enten. Ein paar grüne kleine Vögel fliegen vor uns weg und die ersten Nandus die wir sehen sind schneller weggerannt als wir knipsen können!

Die Straße ist in gutem Zustand und die Sicht auf die Berge ist toll und immer mal wieder ein schöner Salar! Unsere Passhöhe liegt heute bei 4635 Meter aber schon ein paar Kurven später geht es schon wieder steil hinab, zum Salar de Antofalla. Der riesige Salzsee erstreckt sich über eine Fläche von rund 2'600 Quadratkilometern und ist eine der größten Salzpfannen Argentiniens. Er hat eine hohe Konzentration an Salz und Mineralien, die aufgrund der Verdunstung des Wassers zurückbleiben. Dies führt zur Bildung von wunderschönen Salzstrukturen und -Formationen auf der Oberfläche des Sees. Er ist von einer beeindruckenden Wüstenlandschaft umgeben, die von vulkanischen Bergen, versteinerten Dünen und steinigen Ebenen geprägt ist.


Anschließend erreichen wir die 45-Einwohner-Oase Antofalla (3500 m), direkt am Rande des Salzsees und am Fuße des gleichnamigen Vulkans (6409 m) gelegen. Der Name "Antofalla" stammt aus dem nahezu ausgestorbenen chilenischen Idiom Kunza und bedeutet: Ort, an dem die Sonne stirbt. Der 6409 Meter hohe Stratovulkan ist der dritthöchste der noch aktiven Vulkane der Erde. An dessen Gipfel befinden befinden sich Ruinen aus der Inka-Zeit.

In Antofalla parken wir am 'Dorfplatz'und auf kurze Nachfrage bei einem Einheimischen, ist es auch in Ordnung, wenn wir hier für die Nacht stehen bleiben. Ein wirklich nettes Dörfchen mit sehr netten Einwohnern. Die Kids gehen auf dem kleinen Spielplatz spielen und finden auch gleich ein paar einheimische Kinder die mit ihnen Rennen!





Antofalita und der mystische Cono de Arita

Wir haben einen tollen Vormittag mit Malen, Lego bauen und anschließend sind die Kids noch eine Runde auf ihren Rollern auf dem kleinen Platz in Antofalla gedüst. Dann starten wir am frühen Mittag in Richtung Norden. Unsere Straße ist weiterhin eine gute Gravelroad und das weite Land ist unbeschreiblich. Die Berge fallen mal ganz weich und dann wieder kantig schroff. Das Farbenspiel ist abhängig vom Lichteinfall und den Wolken und so sind die Berge mal in Pastellfarben getaucht und dann wieder wie kräftig in den Tuschekasten getaucht. Immer wieder sehen wir jetzt Vulkane und deren Auswurf. In dem Gebiet der Puna stehen rund 200 Vulkane! Immer wieder glitzert es in der aufgewölbten Erde und wir halten an um das zu erkunden. Wir laufen über ein kurzes Lavafeld und stehen inmitten dem Glitzerberg. Wir wissen nicht genau was das ist, das aussieht wir Glas, aber zerbrechlich ist und doch irgendwie an durchsichtigen Schiefer erinnert.

Weiter geht die Fahrt auf jetzt immer schlechterem Belag. Das Ripio wird härter und wir bewegen uns manchmal nur mit 20 Kmh auf der eigentlich nicht anspruchsvollen Straße.

Endlich ist das Dörfchen Antofallita erreicht und wir machen Mittagspause. Hier stehen drei Häuser in der Oase und jede Menge Schafe! Ein netter Hund und eine grummelige Frau begeüßen uns. Ziehen aber wieder von Dannen. Wir machen ein kurzes Mittagessen und erholen uns vom Geschüttel!



Weiter fahren wir den Berg hinauf, allerdings schaffen wir die Kurven nur mit etwas rangieren. Am Berg oben angekommen haben wir die 4000er Marke auch wieder geknackt und bewegen uns gut in der Höhe. Einzig das schlechte Wellblech macht uns zu schaffen. Mit dem Bergabfahren wird auch die Straße besser und wir sehen in einer Oase Zig Esel, Vicunjas und sogar Nandus stehen! Eingerahmt in das tolle Panorama ein echter Hingugger! Ein paar Kilometer weiter sehen wir dann auch unser Tagesziel: den Cono de Arita, inmitten des Salar de Arizaro. Diese Salzwüste ist die größte in Argentinien und die drittgrößte der Welt nach Uyuni in Bolivien und Atacama in Chile. Der Name des Salars bedeutet in der Kunza- oder Atacameña-Sprache "Schlafplatz des Geiers" oder "verletzend Fußspuren".

Der Kegel von Arita ist eine der erstaunlichsten natürlichen Formationen in Argentinien. Diese geo konische Form besteht aus zusammengesetztem vulkanischem Gestein und Salz. Er hat eine Höhe von etwa 200 Metern (sein Gipfel erreicht eine Höhe von 3.689 m.ü.M.), einen Durchmesser von 800 Metern und einen Umfang von 2,4 Kilometern. Für viele ist er der perfekteste natürliche Kegel und nicht von dieser Welt! Aufgrund der Überreste, die an dem Ort gefunden wurden, wird angenommen , dass der Kegel ein zeremonielles Zentrum war (Pachamama wurde aufgerufen, den Schutz für Kinder und ältere Menschen aufgefordert und das Land gedankt wurde, unter anderem) von denen, die die bewohnten Bereich vor die Ankunft der Inkas (prähispanische Zivilisation). Aus diesem Grund bezeichnen ihn die Einwohner als den „Heiligen Berg“.



Von Mine zu Mine

Der nächste Tag wird ein Tag der Landschaften und wir fahren eine 'von Mine zu Mine' Strecke. Pünktlich um 11.11. Uhr geht es vom Cono de Arita los. Wir fahren nur ein paar Minuten und kommen am Security-Eingang zum Gold-Minengebiet an. Hier fragen wir um Erlaubnis, ein Stück des Minengebiets queren zu dürfen. Wir wollen heute noch zur stillgelegten Minenstadt 'La Casualidad' und die Route führt durch diese aktive Mine. Nachdem die Personalien aufgenommen sind müssen wir 30 Minuten auf das Begleitfahrzeug warten, dass uns nach Ankunft fünf Minuten des Weges begleitet.


Ab hier fahren wir im Off auf einem mal besseren und mal sehr schlechten Weg. Mal ist er als Weg/Straße ersichtlich und manchmal fährt man eine Spur und folgt dem Navi. Manchmal wurde geschoben und manchmal fahren wir mit nur 15 km/h auf sehr schlechtem Waschbrett und werden trotzdem noch ordentlich durchgeschüttelt. Gegen Ende der Strecke kommen auch noch ein paar kleine Offroad-Herausforderungen. Wir bewegen uns zwischen 3400 und 4300 Metern und auch hier hat Herr Rossi keine Probleme, wir auch nicht!

Und: Die gewaltigen Berge rings um uns werden heute durch eine ockerfarbene, sich weit ausbreitende und von riesigen Salzwüsten und Vulkanen geprägten Puna-Landschaft ersetzt. Diese Aussicht ist so phänomenal! Das in Worte zu fassen fällt mir schwer. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit und auch der Dankbarkeit, diese Szenerie sehen zu dürfen. Wir fühlen uns dem Himmel so nahe … Auch ein Gewitter kann uns nicht schrecken, wobei mein Gefühl beim Donnergrollen, das über uns hallt und der Blitzeinschlag der unweit von uns nieder geht, nicht das Beste ist.


Nach 50 Kilometern durch das nichts erreichen wir eine richtige Straße, die RN27 mit unterirdisch schlechtem Belag. Auf dieser rollen wir dann noch 25 Kilometer bis wir an der Mina La Casulidad ankommen. Es ist ein unwirklicher Anblick: Wie eine Erscheinung vergangener Zeiten liegen inmitten dieser Einsamkeit die Überreste des einstigen Bergbaudorfs La Casualidad, auf 4000 m, und die der Schwefelmine La Julia, auf 5200 m Höhe fast an der Grenze zu Chile, beide vereinigt durch eine 15 km lange Drahtseilbahn, die den in der Grube geförderten Schwefel abtransportierte und in der Stadt weiterverarbeitet wurde. Ein beklemmendes Gefühl hat man auch, wenn man durch die verlassenen Häuser streift. Der Anblick einer Hundemumie, verstärkt das Gefühl - ein echter Lost Place der die Fahrt hierher Wert war! Wir schlafen auf 4100 Metern und der Wind pfeift uns um die Ohren, aber allen geht es gut dabei!

Auszug Wikipedia: Der Name Mina La Casualidad wird synonym verwendet, um sowohl die Stadt als auch die alte Schwefelmine „Mina Julia“ zu bezeichnen, aus der sie entstand.

Der Ort liegt auf einer Höhe von 4.180 MüM und etwa 25 km westlich, praktisch an der Grenze zu Chile, liegt das Ausbeutungsgebiet der alten „Mina Julia“, das sich am Hang des Cerro Estrella erstreckt (auch Lastarria oder Azufre genannt) auf einer durchschnittlichen Höhe von 5505 m ü.M.

Die Schwefelproduktion von „Mina Julia“ begann am 10. August 1953 und endete am 22. November 1979.

Der Bergbauprozess begann bei der Mineralgewinnung in Mina Julia, etwa 25 km von der Stadt entfernt. Anschließend wurde es per Seilbahn zur Flotationsanlage transportiert, wo die Mineralien und „Krümel“, Schwefelabfälle aus früheren Betrieben, durch einen Prozess behandelt wurden, der den Schwefelanteil von 21 % auf 84 % erhöhte. Der nächste Schritt erfolgte in der Raffinationsanlage, wo das Material so lange verarbeitet wurde, bis praktisch reiner Schwefel (99,98 %) entstand.

In der Phase der maximalen Expansion hatte die Stadt eine Bevölkerung von rund 3.000 Einwohnern, die sich hauptsächlich aus Bergbauarbeitern und ihren Familien zusammensetzte, zu denen noch Menschen kamen, die sich mit der Versorgung, dem Transport und der Erbringung von Dienstleistungen beschäftigten. Die Stadt verfügte über eine Reihe von Einrichtungen und Dienstleistungen, darunter ein Zentrum für Grundmedizin, Schulen, ein kleines Kino und Räume für die Ausübung von Sportarten.



La Casulidad und die Fahrt nach Tolar Grande

So eine Nacht on einem Lost Place hat schon etwas - absolute Stille und schöner Sternenhimmel … dachte ich zumindest. Der Himmel war leider voller Wolken und der Wind pfiff nur so um unseren Herrn Rossi - etwas unheimlich war mir das schon … aber ansonsten haben alle gut in der Höhe geschlafen!

Wir haben am Vormittag nochmal eine kleine Runde durch die Stadt gedreht und dabei den Verkehr 'bewundert', der sich hier hoch quält. Es steht ein Autokran hier, der auf die Weiterfahrt wartet und wir sehen zig LKW mit schwerer Ladung. Wenn wir überlegen, welchen Weg sie schon hinter sich haben - aber hier werden wir die nächsten Tage noch mehr staunen!

Wir rumpeln also los, zuerst die 25 KM von gestern zurück und waren wir noch in der Hoffnung, der Asphalt wird dann besser, wurden wir 'enttäuscht'. Da fahren wir doch lieber Gravel und Offroad wie schlecht geteerte Straße, mit riesigen Schlaglöchern, fehlenden Stücken und wieder hartem Ripio. Hier denken wir immer wieder an die LKW Kolonne von heute Vormittag!

Dafür haben wir wieder eine grandiose Sicht auf die schneebedeckten hohen 6000er Vulkane und wir sehen unendlich viele große und kleine Lavafelder. Für die Kids sehr interessant zu sehen, wo sie ihren Ursprung haben und es wird viel spekuliert, wie so ein Ausbruch ausgesehen hat und welche Tiere zu der Zeit evtl. gelebt haben!

Wir biegen dann ab und queren den großen Salzsee Arizaro (1500 km2). Auch hier ist die Straße Semi, dafür sehen wir aber tolle Erhebungen und machen Stopp an einem kleinen Salzloch. Wieder ein bisschen Naturkunde für die Kids - wie entsteht Salz und wie wächst so ein Loch wieder zu. Am Ende des Salzsees erwartet uns noch eine skurrile Landschaft bevor wir dann endlich das Dorf Tolar Grande (3.500m) erreichen, unser Tagesziel für Heute! Puh, what a ride! Wir gehen mit den Kids noch eine kleine Runde auf den Spielplatz, lüften muss sein!