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Vom Pucon nach Melipilla

Kurzüberblick: Wir wandern in Pucon/Chile zum Fuß des Villarica und fahren entlang der Ruta 5 über Temuco zum Rio Itat. Auf Höhe von Treguaco geht es endlich zum Pazifik und wir fahren die beeindruckende Pazifikküste auf der Ruta del Mar in Richtung Norden.


04. Januar 2024: Nach unserem erfolgreichen Grenzübergang unterhalten wir uns lange, an dem Parkplatz kurz nach der Grenze (Frank lässt wieder Luft in die Reifen), mit zwei Berliner Motorradfahrern. Nach dieser Pause geht es in chilenischer schöner Weise – viele grüne Bäume, tolle Landschaft, gute Straßen aber wenig Parkmöglichkeit – bis zu dem Dörfchen Curarrehue, an dem wir eigentlich übernachten wollen. Aber nachdem wir den potentiellen Platz angeschaut haben, wollen wir dann doch lieber bis Pucon weiterfahren. Dort angekommen merken wir schnell, dass wohl irgendetwas los sein muss in der Stadt. Viele Läufer, Rennradler, volle Straßen und die IOVERLANDER-Stellplätze, alle nicht zugänglich, weil belegt mit Ständen oder gesperrt … Da ist guter Rat teuer, und da wir nicht weiterfahren möchten, mieten wir uns auf einem CP ein. Nicht sehr schön und auch teuer, aber in Ermangelung an Alternativen doch gut. Wir nutzen die Stadtnähe und schlendern nicht an der Promenade entlang, erhaschen tolle Blicke auf den Vulkan Villarica und schlendern durch die kleine Stadt. Hier erfahren wir auch, warum alles so voll ist: Am Wochenende findet ein großer Triathlon statt – der Ironman 70.3. Pucon! Deshalb rennen hier überall so fitte Menschen rum! Mein Vorsatz, wieder mit Sporteln anzufangen, wird hier erneuert. Die Nacht ist nicht allzu erholsam. Zum einen war es richtig warm, dann ist gegenüber dem CP eine große Tennishalle und ich frage mich, wie man bis nachts um 2 Uhr Tennis spielen kann? Chilene müsste man sein.



05. Januar 2024: Wir wollen den Villarica von Nahe sehen. Deshalb haben wir uns am Vormittag aufgemacht, um die Wanderung Sendero Los Cráteres in Angriff zu nehmen. Wir fahren die Ruta S 887 den Berg hinauf und sind erst einmal gespannt, wie weit wir kommen. Auf IOverlander gibt es zwei große Warnhinweise wegen des schlechten Zustands der Straße oberhalb des Snowparks Pucon. Zumindest für diese Jahreszeit und für heute sind die Warnungen nicht relevant. Die Straße, mit etwas Waschbrett, gutem Gravel und nur zwei steile und darin wirklich sehr löchrige Passagen. Mit 4×4 und Geduld zieht unser Herr Rossi aber elegant hoch. Im Nachhinein sieht es schlimmer aus als es ist (hoch und runter), und wir schaffen es gut auf den riesigen Parkplatz, ca. 200 Meter vor Beginn des Wanderweges. Die Wanderstiefel geschnürt, müssen wir erst einmal das unglaubliche Panorama in uns aufnehmen. Der Villarica, blau dampfend, steht anmutig vor uns. Schöne geschwungene Seiten und noch mit etwas Schnee bedeckt. Einfach toll! Der Wanderweg ist ebenfalls super schön! Zuerst laufen wir durch Lavafelder mit Blick auf den Vulkan, danach wird es ein toller Waldweg, auf dem wir so viele Eidechsen wie noch nie sehen. Für die Kinder ist es deshalb der Eidechsenweg 😀. Bambus wächst in Hülle und Fülle, und wenn die vielen Rhododendren beginnen zu blühen, wird es ein Blütenmeer geben, denken wir! Dazwischen hohe Bäume und wir sehen ebenfalls viele der rotschopfigen Spechte! An einem kleinen Tümpel fangen wir Kaulquappen, um sie im Entdeckerglas und in den Händen aus der Nähe zu betrachten. Auch eine kleine Eidechse wird als Anschauungsobjekt (sehr vorsichtig zwischen zwei Fingern natürlich und auch nur kurz!) gefangen. Der Weg führt schließlich weiter bis zum Mirador, von dem wir auch eine tolle Aussicht auf die Anden und einen weiteren Vulkan, den Llaima, haben. Nach kurzer Rast machen wir uns auf den Rückweg, der erstaunlich schnell geschafft ist – es geht halt mehr Bergab wie Bergauf 😀. Die Kids haben die 8 Kilometer wirklich toll gemeistert und sind stolz, aber geschafft von der dreieinhalb stündigen Tour! Da verhilft uns Kuchen, Kaffee und Saft zu neuen Kräften 🤩.


Wir fahren zum Einkaufen wieder in die Stadt und nachdem es doch etwas später geworden ist als gedacht, suchen wir uns einen Übernachtungsplatz unweit von Pucon beim Salto Claro. Beim Rausfahren aus der Stadt haben wir unseren ersten Stau und sind froh, endlich von der Hauptstraße abbiegen zu können. Die Straße geht wieder steil und rumpelig hoch und der angedachte Übernachtungsplatz ist mittlerweile durch große Holzpfähle abgesperrt. Wir schlagen uns ein paar Meter weiter aber ‚in die Büsche‘ und hoffen, dass sich niemand an uns stört. Das Auto (der Fahrer*in 😅) das um kurz vor 23 Uhr bei uns wendet, lässt uns jedenfalls in Ruhe …



06. Januar 2024: Wir verlassen die Region am frühen Vormittag und fahren entlang des Lago Villarrica. Hier ist alles dicht bebaut und könnte auch irgendwo im Süden Europas sein. ☀️ Wir fahren durch Villarrica und erreichen ein paar Kilometer später die Ruta 5 – Chile via Panam – die erste Autobahn seit ca. 10.000 Kilometern. Ich muss sagen, die kleinen Straßen gefallen mir besser! Aber wir wollen an den Pazifik und das ist die Transitstrecke. Hier wird auch wieder viel Landwirtschaft betrieben, und so sehen wir viele Getreidefelder und frisch gesetzte Felder. Im Hintergrund immer die schneebedeckten Gipfel und der Vulkan Llaima. Wir machen eine Mittagsrast am Fluss in Lautaro und düsen dann noch ein paar Kilometer. Vorbei am Malleco-Viadukt. Sie ist die höchste noch in Betrieb stehende Eisenbahnbrücke Chiles und ist auf der Liste der möglichen Unesco-Weltkulturerbe. Wir fahren unseren Stellplatz in Villa Esperanza an und müssen an der ersten Ausfahrt gerade noch einmal umdrehen, denn hier quert die Straße unter einer Brücke mit nur 2.80 m Höhe! Da passen wir leider nicht drunter durch. Also nochmal zurück auf die Autobahn, eine Ausfahrt weiter und dann nochmal zurück. Das hat geklappt. Jetzt stehen wir an einem langsam fließenden Fluss. Die Kids hält es nicht lange und Baden ist angesagt. Hinterher wird gechillt und wir genießen das entspannte Stehen 😀 Axo – Aaron hat heute Morgen seinen dritten Milchzahn auf der Reise verloren und sieht jetzt irgendwie witzig aus! An den Anblick müssen wir uns ein bisschen gewöhnen 🥰



08. Januar 2024: Nachdem wir noch einen weiteren Tag am Fluss mit Baden, Nichtstun und Reiseplanen verbracht haben, geht es heute weiter in Richtung Pazifik und wieder ein Stück Autobahn. Wir machen einen Stopp am Salto del Laja. Die Fälle bestehen aus vier Wasserfällen des Rio Laja. Sie sind ganz schön anzusehen, nicht wirklich spannend und auch sehr! touristisch. Die Kids haben trotzdem Spaß in der Gischt, und so ist es ein kurzweiliger Stopp zur Mittagspause. 😀 Weiter geht es  nach Nipa, wo wir am Rio Itat unser Nachtlager aufschlagen. Die Kids und ich gehen uns den Fluss anschauen und planschen. Als wir zurückkommen, steht Herr Rossi irgendwie schräg 😅. Frank wollte ihn nochmal umparken und unter einen schönen Baum stellen, allerdings stoppte ihn eine Sanddüne … Also hieß es das erste Mal – Schaufeln raus! Die Kids machten begeistert mit! Ein Gaucho reitet vorbei und frägt, ob wir einen Traktor benötigen. Wir erklären ihm, dass wir es erst einma ‚so‘ (also mit Buddeln, Unterlegen und Luft raus) versuchen wollen und wenn das nicht klappt, wir gern auf seine Hilfe zurückkommen 😀 Er nickt und wartet mit seinen zwei Pferden bis wir starten – mit Erfolg. Herr Rossi ist frei und wir glücklich! Jetzt wird nochmal ordentlich eingeparkt, zu Abend gegessen und dann fallen alle müde ins Bett 😀



09. Januar 2024: Nach morgendlichem Pferde und Kuhbesuch und Malstunde wollen wir weiter und endlich wieder „Meer“ sehen 😀

Wir fahren am Rio Itat entlang und sehen immer wieder riesige verbrannte Waldflächen – wirklich kein schöner Anblick! Bei Trehuaco biegen wir dann auf die N 450 ab – die Ruta del Mar. Hier geht es mal wieder über guten und schlechten Schotter, Wellblech und guten Asphalt. Den Buckel hoch und runter und sehen dann, wie der Rio Itat in den Pazifik mündet – endlich Meer!

Wir wollen einen kleinen Abstecher an die Küste machen, doch leider wird uns bei Boca Itata der Weg durch einen zu tief stehenden Baum versperrt. Da der Besitzer auch ganz aufgeregt winkt, sehen wir vom Rückschnitt ab 😇. Kurz darauf finden wir dann aber einen schönen Mittagsrastplatz und machen unsere ersten Meter in schönem Lavasand am Pazifik.

Unser Nachtlager schlagen wir dann in Copquecura am Strand auf. Wir laufen zu den Felsen einer Seelöwenkolonie und beobachten die Tiere in der Ferne und lauschen den Tierlauten. Wir sehen viele Vögel, darunter auch schwarze Pelikane in den Wellen surfen und hin und wieder taucht ein Seelöwenkopf auf. Wir genießen es, wieder am Meer zu sein und schließen den Abend mit einem, mal wieder wirklich schönen, Sonnenuntergang ab.



Am Morgen beschließen wir, noch einen Pausetag am Meer einzulegen. Wir hören den Wellen zu, gehen am schwarzen Strand spazieren und beobachten die Seelöwen, wie sie in den Wellen toben (oder nach Vögeln jagen 🙄) oder faul auf dem Felsen liegen. Wir gehen baden im warmen Fluss, der an unserem Standplatz gegenüber vom Meer langsam fließt und bauen eine Sandvulkan Villarrica, der sogar Lava ausspuckt. Abends gehen wir in der Strandbar lecker essen und sehen wieder einen tollen Sonnenuntergang. Das tosen der Wellen begleitet uns auch in der Nacht, mal mehr und mal weniger – je nach Zyklus der Wellen. In der Stille der Nacht hört dich das noch lauter und gewaltiger an 🌊.



11. Januar 2024: Der Tag fängt mit einer großen Überraschung an! Da wir so fast ohne Wasser waren, wollten wir an der Loberia fragen, wo es Wasser gibt oder ob wir auch evtl. im Café/Restaurant Wasser bekommen könnten. Auf der bekannten App haben wir nichts in der Gegend gefunden und unser Tank war nämlich unter 10% und somit leer wie nie …

Wir stehen also an der Loberia wo gerade, wie wir später erfahren haben, ein kleines Imagefotoshooting der örtlichen Polizei stattfindet. Wir warten also geduldig, Frank interviewt noch einen chilenischen Camper und steigt gerade in den LKW ein, als der chilenische Polizist auf uns zukommt und meint: „Sie haben ein Problem? Wir helfen gerne!“ Okeeee, wir haben jetzt mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem sehr gut deutsch sprechenden Polizisten! Wir sind also schnell im Gespräch mit: woher wir kommen, was wir vorhaben, woher er kommt und weshalb er so gut deutsch kann! Dazwischen darf Aaron ins Polizeiauto sitzen (Emilia wollte nicht) und alle sind super freundlich! Außerdem erfahren wir, dass es in der Region BioBio (aus der wir gerade kommen) immer wieder zu Aufständen kommt und die Region eigentlich gar nicht so ungefährlich ist. Wir haben davon aber zum Glück nichts mitbekommen! Zu guter Letzt bittet er uns, ihm hinterher zur Polizeistation zu fahren, dort gibt es nämlich Wasser für uns! Was für ein Glück!!!

Zum Schluss verabschieden wir uns herzlich und es gibt noch einige gute Reisevorschläge und auch ein paar Abratende mit auf den Weg. Außerdem rät er uns: Wann immer wir Hilfe brauchen (oder Wasser), sollen wir uns an die Polizei wenden – hier wird immer geholfen! Vielen Dank dafür!!!!


Wir fahren dann weiter die Küste entlang und ein großes Schild weist den Weg nach Arcos de Calan. Laut unserer Karte eine Stichstraße. Nachdem wir aber sonst nichts vor haben, fahren wir hinab und sind begeistert! Wir sehen tolle Gesteinsformationen, klettern auf einen Berg mit toller Aussicht auf den Pazifik und alles strahlt eine unglaubliche Ruhe aus!

Wir bleiben also und machen ein spätes Mittagessen. Dann ziehen wir aber weiter, wir wollen oder müssen noch unsere Vorräte aufstocken!

Wir erreichen dann nach ca. 20 Kilometern das Städtchen Curanipe, das uns schon oft angepriesen worden ist. Wir schlendern durch, auch auf der Suche nach einem Bankomat, und stellen fest, uns ist es einfach zu voll. Und so gehen wir noch kurz an den Strand und schauen den Surfern zu, bevor wir weiter fahren. In Pelluhue bekommen wir dann Geld und tolle Früchte und Gemüse und bei Chango finden wir am Strand einen tollen Stellplatz, an dem wir den Abend gemütlich ausklingen lassen.


12. Januar 2024: Uns ist Heute nicht nach Fahren und so bleiben wir. Genießen den tollen Strand, gehen Spazieren, beobachten Pelikane, lassen die Kids auf dem Spielplatz toben, backen Brot und Frank fährt eine Runde Side by Side 😅. Am Nachmittag kündigen sich dann noch die Zizzis on Tour an, die wir in Argentinien das letzte mal gesehen haben. Wir freuen uns riesig über das Wiedersehen und tauschen uns über die letzte Woche aus. Die Kids spielen gemeinsam im Sand und auf dem Spielplatz. Abends sitzen wir dann noch gemütlich beisammen und - ein schöner und gelungener Tag!