Kurzüberblick: Wir fahren weiterhin auf der RN3 in Richtung Süden. Bei Trelew (Treleu ausgesprochen) schauen wir den weltgrößten Dino an und schlafen in einer schönen Bucht in der Nähe einer Seelöwenkolonie. Von dort aus geht es auf der RP1 zur weltweit größten Magellan-Pinguinkolonie. Über Comodoro Rivadavia und Rada Tilly. Dort übernachten wir, um am nächsten Tag den Nationalpark Bosque Pertrificado de Jarmillo anzuschauen – ein wirklich tolles Erlebnis! Wir fahren weiter, mit Kurs auf die Küste, um bei San Julian am Playa Piagetta einen tollen Spot am Meer zum Übernachten zu haben. Einen halben Fahrtag später halten wir auf der Isla Pavón an einem Campingplatz mit Fischzucht – die Kids sind super begeistert. Mit schlechtem Wetter im Gepäck geht es dann auf dem wohl langweiligsten Stück der RN3 (so kommt es uns wenigstens vor) nach Rio Gallegos. Von hier aus ist es ein „Katzensprung“ zur chilenischen Grenze …
10. November: Wir haben Valdes am Morgen (nachdem wir noch bei einer sehr freundlichen Tankwartin bei 429 Pesos voll getankt haben) mit böigem Wind verlassen und fahren mal wieder ein Stück Highway. Vor Trelew bestaunen wir den Titanosaurier, der dort in der Gegend gefunden worden ist. Ein Gigant und eine wirklich gute Replik! Gerne hätten wir das Museo Paleontologico Egidio Feruglio angeschaut, aber das hat im Moment leider wegen Umbaus geschlossen. Wir sind uns aber sicher, im Dino-Eldorado Argentinien noch fündig zu werden.
Da wir noch Einkaufen müssen, steuern wir ein recht großes Einkaufszentrum an, das sogar einen „richtigen“ Baumarkt hat, so wie wir ihn von Zuhause kennen :-)))) Als wir alles erledigt haben, ist es schon früher Nachmittag. Wir fahren los und steuern unseren Übernachtungsplatz am Playa La Escondida (IOverlander sei Dank!) an. Wir parken Herr Rossi, nach einer tollen schottrigen Fahrt, direkt auf einem Kiesstrand, mit Blick auf eine kleine Seeelefantenkolonie! Dort stehen auch drei weitere "Landys" mit Besatzung. Wir können die Tiere hautnah beobachten und das Lagerfeuer zum Tagesabschluss ist noch ein kleines Highlight für die Kids! Happy und groggy schlafen wir bei Meeresrauschen ein.
11. November: Auf unserem Weg liegt heute Punta Tombo. Es ist die größte (unter den zugänglichen) Magellan-Pinguinkolonie der Welt. Wir besuchen das Visitor-Center, bezahlen unseren Eintritt und fahren noch ein kleines Stück auf einen zweiten Parkplatz. Von dort aus gelangt man zur Kolonie. Wir müssen gar nicht lange laufen, um die ersten Tiere zu sehen. Das Areal ist weit und wohin man blickt, sieht man Pinguine! Im Moment ist Brutzeit, also sind viele Tiere in den Höhlen oder Kuhlen zu sehen. Am Meer angekommen, kann man den Tieren beim Wasserspiel zusehen – wirklich toll!
Nach dem Besuch geht es weiter auf der RP1. Wieder eine tolle, schottrige Straße, die das Fahren lohnt. Die Landschaft ist durchzogen von Hügeln, Felsen und Büschen. Die Straße wechselt von Schotter, auf Erde, auf Sand. Manchmal fühlen wir uns wie nicht auf dieser Welt! Wir schauen uns auf dem Weg, bei Cabo Raso, einen Campingplatz der anderen Art an, fahren dann aber wegen des Regenwetters noch ein Stück nach Camarones (heißt übersetzt: Garnelen), auf den Campingplatz und treffen dort auf die Schweizer mit dem tollen Bucher Duro und einen Landy mit ebenfalls Schweizer Besatzung :-) Die Kids können noch etwas toben und wir Großen tauschen uns über Erlebtes aus und wo es die nächsten Tage hingeht. Jeder fährt in eine andere Richtung und doch haben wir alle ein Etappenziel: Ushuaia :-) Inzwischen hat der angekündigte Wind eingesetzt und es fängt mit Regnen an. Wir flüchten also alle in unsere Wägen und lassen den Tag geruhsam ausklingen.
12. November: Eigentlich wollten wir heute die RP1 von Camarones aus weiterfahren – ein Tipp von @WeitwinkelReisen! Aber das Wetter spielt nicht mit. Am frühen Abend hat gestern der Wind stark zugelegt, sich die Nacht mit teils Regen gehalten und auch heute Vormittag stand keine Besserung in Sicht. Nachdem wir gestern ja auch schon feinsten Schotter hatten, haben wir beschlossen, uns auf befestigte Pfade zu begeben und wieder auf die RP3 zurückzukehren. Auch dort bläst der Wind anständig und Frank hat gut zu tun, um unseren Herr Rossi in der Spur zu halten. Zum Glück gibt es wenig Verkehr und die schlechten Asphaltstücke halten sich in Grenzen.
Leider haben wir auch ein unschönes Erlebnis: an der Straße sehen wir in der Ferne einen Polizeiwagen, der an einem Autowrack angehalten hat. Hier auf der Straße eigentlich nichts Ungewöhnliches. Man sieht immer wieder kaputte und ausgebrannte Autos und LKWs. Dieses Auto allerdings war der blaue Landy, den wir mit seiner sehr netten Besatzung zwei Tage vorher noch am Strand von La Escondida und am Punta Tombo den Tag vorher gesehen hatten. Wir haben schwer geschluckt, denn das Auto sieht schrecklich aus … Der Landy des schweizerischen Pärchens, das hinter uns den Campingplatz verlassen hat, informiert uns kurz darauf, dass sie am Unfallort angehalten und die Polizei vor Ort nach den drei Passagieren gefragt haben. Der Landy wurde wohl am Abend vorher von einer Windböhe erfasst, kam von der Straße ab und hat sich mehrfach überschlagen. Den Insassen gehe es aber wohl den Umständen entsprechend gut. Sie befinden sich im Krankenhaus und sind mit einem blauen Auge davongekommen … uns fällt ein Stein vom Herzen! Zeigt uns aber auch, wie schnell es gehen kann, und mahnt zur Vorsicht!
Die Straße ist jetzt also wieder in die Weite der Pampa eingebettet. Manchmal sehen wir aber, dass wir auf einem Höhenzug fahren, denn es gibt richtige Schluchten, in die wir hineinsehen können – fast wie ein Canyon. Nach Comodoro geht es dann auch noch zusätzlich ordentlich bergab! Nach kurzem Stopp in Comodoro, fahren wir dann nach Rada Tilly auf den CP. Für heute Abend/Nacht ist wieder starker Wind angesagt und in Comodoro haben wir nichts Anständiges für uns zum Stehen gefunden. Im Moment, wie ich finde, das einzig richtige – denn unser Herr Rossi schaukelt ganz schön im Wind. Das Tosen draußen hört sich auch echt wild an 🙄
13. November: Nach einer mal wieder stürmischen Nacht hat der Wind am Morgen abgeflaut und wir kommen spät von unserem CP los. Die Kids waren noch auf dem Spielplatz und wir haben einen kleinen Service am LKW gemacht. Die Wäsche haben wir gestern noch gewaschen. Denn bei dem Wind war sie super schnell trocken. Wir gehen dann noch Geld wechseln, Tanken (DieselX10 für 0,46€) , AdBlue, Einkaufen und dann wieder auf die Straße 😅 – weiter auf der RN3. Diese Ruta ist das Gegenstück der Ruta 40 auf der Andenseite und beginnt in Buenos Aires und endet in Ushuaia, mit kurzer Unterbrechung in Chile. Wir besuchen ein, fast direkt an der Straße gelegen, Seelöwenkolonie und beobachten das Spielen im Wasser. Einfach unglaublich gut!
Weiter geht es küstenseitig am Meer und auf der Landseite an weiten Ölförderfeldern vorbei. Die Landschaft ist wie gestern, nur dass noch weniger los ist. Kaum mehr Büsche, die kniehoch sind und sogar die Zäune geben auf 😎. Die Berge sehen von der Ferne aus, wie mit dem Lineal glattgezogen, und immer wieder geht es rauf und runter. Der patagonische Wind begleitet uns, mal von vorn und mal von der Seite. Das ist jetzt schon ein bisschen bekannt, aber die Intensität nimmt zu, die Böen werden stärker. Dazu kommt immer wieder Regen – bäh … dafür haben wir wieder kaum Verkehr.
Wir biegen von der RN3 auf die 49, eine holprige Schotterpiste, denn hier möchten wir morgen den Nationalpark Bosque Pertrificado de Jarmillo mit seinen versteinerten Wäldern anschauen.
Die Suche nach einem Stellplatz könnte eigentlich ganz einfach sein, denn überall bieten sich tolle Spots zum Stehen. Aber, der Wind ist ein Handicap! So gesellen wir uns zu einem Dukato mit Frankfurter Besatzung, denn gemeinsam ist man weniger einsam im Wind und hoffen, dass die Nacht nicht ganz so schaukelig wird 😇!
14. November: Die Nacht war wieder erwarten super ruhig – kein Wind, nur ein paar Tiere hat man in der Ferne gehört. Wir machen uns also auf in den noch 12 Kilometer entfernten Park. Hier gibt es die Überreste eines in Stein konservierten Waldes, der vor etwa 150 Millionen Jahren (während der späten Jurazeit) vor dem Aufschwung der Anden an dieser Stelle wuchs. Es herrschte in der Gegend ein stabiles Klima mit reichlich Feuchtigkeit. Einige der Bäume waren 100 Meter hoch!
Die Straße dorthin fährt sich gut. Wir parken und gehen in das Visitor-Center, in dem uns ein sehr netter Park-Ranger empfängt und uns das kleine Museum erklärt.
Dann geht es raus, in den mittlerweile doch wieder starken Wind. Wir gehen auf dem ca. 2 Kilometer langen Rundweg, um die versteinerten Bäume anzusehen. Schon auf dem Weg liegen versteinerte Baumsplitter. Ein sehr seltsames Gefühl, auf so uraltem Gestein zu laufen. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend und man kann sich gut vorstellen, wie die Dinos hier entlang gezogen sind. In der Ferne sieht man auch den erloschenen Vulkan Hija. Wäre da nicht der Wind, der uns um die Ohren pfeift und uns auf einem Aussichtspunkt fast von den Beinen weht, könnte man es hier den ganzen Tag aushalten und die Gegend erkunden.
Wir verlassen den Nationalpark nach einer Stärkung mit Tee und Keksen wieder und biegen wieder auf die RN3 ein. Eine Wohltat nach der Schüttelstraße von gerade eben … wir fahren bei Wind und Regen in Richtung San Julian und biegen ca. 20 km vor der Stadt in einen Park ab. Hier kann man der sehr langweiligen 3 für ca. 20 Kilometer entkommen und wir hoffen auf einen schönen und ruhigen Übernachtungsplatz! Die Straße ist wie gemacht für unseren Herr Rossi – wobei es auch ohne 4x4 gehen würde. Wir fahren an einigen schönen Aussichtspunkten vorbei und halten dann an einem schönen Strandabschnitt, dem Playa Pigafetta, für die Nacht. Es hat aufgehört zu regnen und Frank wagt sich mit Aaron nochmal in den Wind und geht zum Strand hinunter, wo sie frische Miesmuscheln finden (es hat gerade die Ebbe eingesetzt) – das Abendessen ist also gerettet 😇
Wir sehen noch einen tollen Sonnenuntergang und hören das Meer rauschen – mehr braucht man einfach nicht!
15. November: Wir haben vormittags beschlossen, noch nicht gleich loszufahren, sondern noch etwas unseren ruhigen Standort zu genießen. Die Sonne scheint, die Kids spielen, Frank serviced unseren Dicken und ich wurstel zwischen Kids bespaßen und aufräumen – schön! Mittags ändert sich das Wetter und wir wollen los. Nun fallen doch auch wirklich Graupelschauer und wir haben Schneeflocken auf unserer Scheibe, einfach verrückt! Im Park verfahren wir uns einmal bzw. folgen unserem Navi in einen etwas abenteuerlichen Abzweig, den wir dann aber wieder verlassen und auf die Hauptroute zurückkehren. Unterwegs sehen wir eine Pferdeherde galoppieren und fühlen uns wie im Wilden Westen :-)
Die Straße führt dann aber ohne weitere Umwege nach San Julian und wir müssen sagen, der Weg hat sich gelohnt!!! Wir gehen noch schnell einkaufen, um dann weiter auf der 3 in Richtung Süden zu fahren. Die Gegend wird wieder etwas grüner, zumindest fühlt es sich so an. Außer Guanacos sehen wir einen Zorrogries (kleiner grauer Fuchs) und einige Choique. Wir stoppen auf einem klasse CP auf einer Insel – Isla Pavon mitten auf der RN3. Der Platz ist riesig, super sauber und betreibt eine Fischzucht. Wir bezahlen für alles 1200 ARS (etwa 14€) - unglaublich! Die Kids lüften wieder auf einem Spielplatz und finden eine Riesenpfütze. Wie sie nachher aussehen, muss ich bestimmt nicht beschreiben, oder? :-)
16. November: Wir starten auf eine hoffentlich vorletzte Etappe, bevor wir die chilenische Grenze erreichen. Wir wollen nach Rio Gallegos und heute steht kein Highlight an, es ist ein reiner Fahrtag mit 240 Kilometern. Uff … Diesen Abschnitt empfinden wir mit Abstand am langweiligsten: Auf der Straße passiert nichts – Pampa ohne Ende und sehr trostlos. Der Regen, der dazu einsetzt, lässt alles noch trister erscheinen. Da helfen auch keine der vielen Flamingos, die wir in den kleinen und großen Seen stehen sehen. Die Guanakos werden auch immer mehr, fast so, als ob sich die dreiviertel Population hier befindet. Sie weiden sehr nahe an der Straße und leider sehen wir auch viele verendete Kadaver liegen. In einer Senke sehen wir eine Art Guanako-Friedhof. Hier hat es eine ganze Herde hingerafft. Wir überlegen, wie das sein kann … Meinen Hut ziehe ich vor drei Radlern, die sich schwer bepackt dieser Tristesse stellen! Wir kommen aber gut und am frühen Nachmittag in Rio Gallegos an. Da wir Zeit haben und es regnet, suchen wir nach einem Friseur für die Jungs und werden fündig. Einen schicken Haarschnitt später, geht es noch auf einen Spielplatz.
Morgen wollen wir dann über die Grenze nach Chile – Ushuaia ist nicht mehr weit :-)
Hallo ihr vier,
tja, da kommen schon viele Erinnerungen bei uns hoch.....
Patagonien mit seinen endlosen, schnurgeraden Pisten muss man mögen......Trelew und Peninsula Valdez, tolle Orte.....
Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß und bleibt gesund..
LG Wiffe + Irene